Serie von massiven Gewalttaten: Leipziger droht Leben hinter Gittern

Ein Leipziger soll seine ehemalige Lebensgefährtin terrorisiert und zufällige Opfer massiv angegriffen haben. Zum Prozessauftakt am Mittwoch im Landgericht waren auch erschütternde Berichte von Zeugen zu hören.

Massive Gewaltausbrüche, üble Beleidigungen, Attacken gegen Polizisten und Zufallsopfer: Wenn es stimmt, was in der Anklage der Staatsanwaltschaft steht, dann ist Maik V. (35) so etwas wie eine tickende Zeitbombe. Seit Mittwoch steht der Leipziger wegen einer Vielzahl von Übergriffen vor Gericht. Der zuständigen Strafkammer zufolge geht es in dem Prozess auch um die Frage, ob der Angeklagte womöglich den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen muss.

Ein mutmaßliches Opfer von Maik V. soll dessen frühere Lebensgefährtin Simone H. gewesen sein. Mehrfach sei der Angeklagte gewaltsam in deren Wohnung im Stadtteil Reudnitz-Thonberg eingedrungen, berichtete Staatsanwalt Stefan Spielbauer. So habe er am 30. Oktober 2022 gegen 1.50 Uhr zunächst erfolglos geklingelt, dann jedoch die Wohnungstür eingetreten. Er sei ins Schlafzimmer gestürmt und habe Simone H. unvermittelt ins Gesicht geschlagen und auch gebissen. Zudem soll er der Frau gedroht haben, sie und sich selbst umzubringen.

Polizisten gebissen, Ärztin angespuckt

Auch nachdem Simone H. die Polizei per Notruf um Hilfe ersucht hatte, entspannte sich die Situation offenbar nicht. Maik V. soll einem Beamten gedroht und ihn geschlagen haben. Als die Einsatzkräfte ihn mit Handfesseln fixieren wollten, habe er sich massiv zur Wehr gesetzt, sagte der Staatsanwalt. Einen Polizisten soll Maik V. in die Hand gebissen, ihn beschimpft und bespuckt haben.

Am nächsten Tag sei er gegen 20.45 Uhr erneut vor der Wohnung von Simone H. aufgetaucht. Mehrfach habe er sich gegen die Wohnungstür geworfen, so die Anklagebehörde, obwohl ein Polizist von innen die Tür sicherte. Schließlich blieb den Beamten keine andere Möglichkeit, als Pfefferspray einzusetzen. Später soll Maik V. im Zentralen Polizeigewahrsam einen Polizisten geschlagen und bei einer Untersuchung eine Ärztin angespuckt haben.

Plötzliche Ausraster im Gerichtssaal

Selbst bei Gerichtsverfahren soll der Angeklagte ausgerastet sein. Bei einem Verhandlungstermin am 23. November 2022 im Amtsgericht Leipzig habe Maik V. dem Begleiter von Simone H. ins Gesicht geschlagen. Zu einem weiteren Sitzungstermin im März 2023 soll er als Angeklagter die zuständige Staatsanwältin während der Anklageverlesung übel beschimpft haben. Aktenkundig sind außerdem erhebliche Übergriffe auf Mitglieder einer Kleingartenanlage in der Riesaer Straße sowie auf Zugbegleiter, die Maik V. ohne Fahrschein in der S-Bahn erwischt hatten. Einmal soll er auch völlig grundlos eine Gaskartusche auf einen Linienbus geworfen haben.

Maik V. schwieg zum Prozessauftakt zu den Anklagevorwürfen. Sein Verteidiger Frank Razeng kündigte allerdings eine Erklärung zu einem der nächsten Prozesstage an. Überdies entschuldigte sich Maik V. bereits bei einigen seiner Opfer, wie etwa den Kleingärtnern und einer Zugbegleiterin. Letztere war nach einem wuchtigen Faustschlag in ihr Gesicht am 13. Februar 2023 immerhin vier Monate lang krankgeschrieben und musste sich in psychologische Behandlung begeben. „Ich habe immer wieder Angst und spüre den Schlag noch immer“, sagte die 50-Jährige unter Tränen. Und das, obwohl sie schon zuvor mal von Fahrgästen attackiert worden sei.

Verminderte Schuldfähigkeit möglich

Noch bis Ende Januar soll am Landgericht verhandelt werden. Der 8. Strafkammer liegen neben zahlreichen Zeugenaussagen auch Videoaufnahmen der Gewalttaten vor. So soll die Tochter von Simone H. Übergriffe auf ihre Mutter im Schlafzimmer mit dem Smartphone aufgenommen haben. Dem Angeklagten drohen eine empfindliche Haftstrafe, aber auch eine unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie. Denn einem vorläufigen Sachverständigengutachten zufolge könnte bei Maik V. eine verminderte Schuldfähigkeit vorliegen. Schon jetzt sitzt der Vater eines Kindes, gegen den am Amtsgericht ein weiteres Verfahren mit ähnlichen Tatvorwürfen vorliegt, aufgrund eines Unterbringungsbefehls im Krankenhaus Altscherbitz.